Marketingmitteilung
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Aktuelle Informationen für Anleger
Ausgabe vom 15. November 2023
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
die aktuelle Zeit bleibt sehr herausfordernd. Als wären es nicht schon genug Unsicherheitsfaktoren, ist im Laufe des Oktobers im Nahen Osten ein weiterer hinzugekommen. Die Eskalation des Gaza-Kriegs treibt die Zersplitterung der Welt voran. Der demokratische Westen droht an Einfluss zu verlieren, eine neue Achse der Autoritären gewinnt an Dynamik – unter Führung Chinas. Das liegt auch an einer zunehmenden Selbstblockade des Westens: Europa zerfällt sowohl in der Ukraine als auch im Nahen Osten in verschiedene Lager. In den USA macht der Machtkampf der Republikaner im Repräsentantenhaus den US-Kongress handlungsunfähig. Die Welt befinde sich in „Aufruhr“ (Handelsblatt, 20.10.2023) – und von dem „Chaos, das jetzt herrsche, würden sich viele autokratische Akteure Vorteile versprechen“, meint der Politologe Herfried Münkler. Zu diesen Akteuren zählen China, Iran und Russland, aber auch der globale Süden. Indien, Brasilien oder Südafrika gewinnen an ökonomischer und geopolitischer Bedeutung.
Der Krieg zwischen Israel und Hamas sowie die rasant steigenden Anleiherenditen (Stichwort: Zinswende und Inflation) rufen zunehmende Unsicherheit über die Aussichten für die Wirtschaft und die Märkte hervor. Die Dauer des Konflikts und die Auswirkungen sind insgesamt kaum abschätzbar. Sofern sich der Konflikt zwischen Israel und der arabischen Welt nicht überregional ausweitet und insbesondere der Ölpreis nicht deutlich steigt, dürften sich die Auswirkungen auf Inflation und globales Wachstum in Grenzen halten, so zumindest der Marktkonsens.
Anleger sollten allerdings in der aktuellen Marktphase die eigenen Vermögensanlagen im Hinblick auf vorhandene Risiken und einer sinnvollen zusätzlichen Diversifikation auf verschiedenen Anlageklassen überprüfen. Speziell vor dem Hintergrund, dass in den letzten Jahren viele Anleger aufgrund der Niedrigzinsphase die Aktienanteile und damit die Risiken in der eigenen Vermögensanlage deutlich erhöht haben. Mittlerweile gibt es aber wieder interessante Zinsen, so dass Aktien nicht mehr „alternativlos“ sind.
Beim Blick auf die fundamentalen Rahmenbedingungen lässt sich feststellen, dass diese weiterhin gar nicht so schlecht aussehen. Sollte der Konflikt im Nahen Osten regional begrenzt bleiben, dürften sich diese durchsetzen und positive Impulse an den internationalen Kapitalmärkten setzen. Dann wäre die aktuelle Marktphase eine gute Kaufgelegenheit. Die nächsten ein bis zwei Wochen werden hier entscheidend sein.
Die US-Wirtschaft hat sich bis zuletzt ins 3. Quartal 2023 hinein besser gehalten als erwartet und sogar ein Wachstum des Bruttoinlandproduktes (BIP) von +4,9 % gegenüber dem Vorquartal (+2,9 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum) hingelegt. Diese Entwicklung nimmt schon chinesische Dimensionen aus früheren Zeiten an, bedeutet aber zugleich auch, dass die US-Notenbank FED die Zinszügel nicht schnell lockern wird. Die hohen Zinsen drücken von nun weiter auf das Konsumentenbudget (Sollzinsen auf Kreditkarten- und Immobilienkredite) und Studentenkredite müssen erstmals seit Corona wieder zurückgezahlt werden. Zudem sind die üppigen Corona-Schecks (Stichwort: „Helikoptergeld“) aus den Jahren 2020 und 2021 aufgezehrt. Wir gehen somit weiterhin davon aus, dass die US-Wirtschaft im Sommer 2024 leicht schrumpfen wird. So erwarten wir schon im 4. Quartal 2023 erste Anzeichen dafür und in den USA nur noch ein Wachstum von 1,0 %.
Im Euroraum zeichnet sich der in der zweiten Jahreshälfte 2023 erwartete leichte Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Produktion immer klarer ab. In den Konsensprognosen für 2024 spiegelt sich jedoch noch immer die Erwartung einer spürbaren Erholung der Konjunktur wider. Das ifo-Institut sieht für Deutschland einen „Silberstreif“ am Horizont, aber keine Trendwende. Dem mögen wir uns anschließen. Die „Wildcard“ für 2024 könnte die EZB sein. Die aktuellen Zahlen zum deutschen Bruttoinlandsprodukt (-0,1 % im 3. Quartal 2023 zum Vorquartal) und zur Inflation (deutlich runter auf +3,8 % im Oktober) spiegeln eindeutig wider, dass wir uns bereits in einer Rezession befinden. Insbesondere die aktuellen Zahlen und Erwartungen aus den deutschen Industriebereichen zeigen keine gute Ausgangslage. Es könnte daher sein, dass die EZB die Leitzinsen schon bald im Jahr 2024 kräftig wird senken wird müssen, um den Konjunkturzug nicht vollends vor die Wand zu fahren. Wir bleiben für Deutschland und Europa zuversichtlich, dass das „Higher for longer“-Mantra (= höhere Zinsen für längere Zeit) im Jahr 2024 fallen wird. Zusätzlich belasten die höheren Zinsen bei den Staatsschulden (höhere Zinslast). Die Staatsverschuldung in den USA und in Europa wird damit nach der Niedrigzinsphase immer stärker ein Thema werden. Insbesondere in den USA tickt die Schuldenuhr bereits erbarmungslos mit Blick auf die anstehenden Budgetverhandlungen Mitte November. Ein „Shutdown“ kann nicht ausgeschlossen werden, bleibt aber unwahrscheinlich. Auch geopolitisch spielt das Verschuldungsthema der USA eine gewichtige Rolle, denn es steht und fällt damit die Unterstützung der USA für die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten.
In Summe rechnen wir mit Blick auf die Notenbanken mit keinen Zinserhöhungen mehr. Zinspause heißt das Motto. Die ersten Zinssenkungen dürften unseres Erachtens im 2. Quartal 2024 erfolgen. Das Ende der Zinserhöhungserwartungen beginnt aber schon früher. Insgesamt spricht dies für den sehr nahen Zinspeak und somit einen Rückgang der Anleiherenditen in den nächsten Monaten. Für Anleger also weiterhin eine gute Marktphase, um hohe Renditen für einen längeren Zeitraum einzuloggen. An den Aktienmärkten stehen nach den Rückschlägen aufgrund der im Oktober zugenommenen geopolitischen Unsicherheiten wichtige Tests von unteren Unterstützungen an. Anleger brauchen hier gerade stärker Nerven und Durchhaltevermögen, wie schon in den letzten Krisen (z. B. Corona und der Beginn des Ukraine-Kriegs).
Der November ist somit „Entscheiden-Zeit!“, wie Ronan Keating so schön bei „The Voice of Germany“ zu sagen pflegt. Wichtig bleibt dabei weiterhin, dass eine breite Streuung (Diversifikation) auf verschiedene Anlageklassen in Verbindung mit einer guten Anlageberatung uns auch dieses Mal über die Runden helfen und uns trotz der vielen Unsicherheitsfaktoren an den Kapitalmärkten gut schlafen lassen wird.
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